ora et labora in Sakharani

04.01.2025

Ora et labora – bete und arbeite. Das ist das Motto unserer zweiten Woche in Tansania.

Doch zwischen Nungwi und Sakharani liegen 490 KM, das bedeutet einen ganzen Tag unterwegs sein. Mit Fähre und Bus, unsere rote Gitarre wieder im Gepäck, sind wir von Sansibar weiter auf dem Weg in die Usambara Berge. Bist du schon mal mit einem Überlandbus durch Afrika gefahren? "Luxusbusse" aus den Neunzigern mit kaputter Klimaanlage, Fernsehern an Bord, wo ständig Musikvideos laufen, die uns weis machen wollen welches die Schönheitsideale der Welt sind money, sexy, edel und Luxus, oder eben Filme, die schlecht synchronisiert sind. Das heißt, die Story wird über die bestehende Dialogspur hinweg auf Kisuaheli erzählt und ist nur so mit Gewaltszenen gespickt, dass die bei uns erst ab 16 frei gegeben wären. Nur müssen sie hier von jedem mitreisendem Kind mit angesehen werden. Bei jedem Stopp steigen fliegende Händler ein, oder bieten am Fenster ihre Waren auf dem Kopf tragend an. Die Snacks sind günstig, so dass man sich durch das vielfältige Angebot knabbern kann. Es ist aber immer wieder ein Abenteuer. Hatte ich vor 6 Jahren doch ein kleines afrikanisches Kind auf dem Schoss sitzen, da es an Fensterplatz besser raus schauen kann und von dem Mzungu ganz fasziniert war. Bist du dann endlich nach Stunden langer Fahrt am Ziel angekommen, bieten freundliche Bodaboda Fahrer dir an, dich mit dem Motorrad zu deiner Unterkunft zu fahren, voller Überzeugung 2 Personen mit 2 Koffern, Rucksack und Gitarren-case transportieren zu können. Im Zweifel hilft sein Rafiki mit dem zweiten Bike. Aber wir lehnen jedes Angebot dankend ab, haben wir doch den unglaublichen Luxus, dass uns ein Mönch abholt, obwohl es mittlerweile schon spät geworden ist.

Ausdrücklich erwähnen möchten wir, dass wir uns in solchen Situationen in Tansania nie unwohl gefühlt haben. Auch jetzt nicht, wo wir zwei Mzungi mit unserem ganzen Hab und Gut im Dunkeln irgendwo in einem Bergdorf alleine an der Kreuzung stehen. Dennoch ist die Freude groß als wir den Wagen mit dem Zeichen der Bendektiner Abtei erblicken und einsteigen können. Augenblicklich fühlen wir uns "like in heaven" war da eben noch das laute Fernsehen und das Gewusel so empfängt uns hier liebliche Kirchenmusik und Bruder Eusbesius mit seiner unglaublich sanften und freundlichen Stimme. Wir lassen uns in die komfortableren Sitze fallen und lassen uns die letzten Kilometer bequem nach oben schaukeln. Ein bisschen traurig sind wir nur, dass es bereits dunkel ist, denn von unserem letzten Besuch wissen wir, wie schön dieser letzte Teil der Fahrt ist, wenn es in die Berge hoch geht. Dieser Reiz der Landschaft ist mit ein Grund, warum wir eine ganze Woche hier verbringen möchten. Der andere ist die Herzlichkeit der Mönche, die wir bereits beim letzten mal ein paar Tage erleben durften. So werden wir auch auch jetzt wieder mit offenen Armen und Herzen empfangen. Mit dem Unterschied, dass wir dieses Jahr nicht alleine im Gästehaus sind. 12 junge Männer bereiten sich 2 Monate mit "Sala na Kazi" - "beten und arbeiten" auf ihr Postolat in Ndanda vor. (sollten wir unseren Seminaristen auch mal empfehlen.) Neben der Tageszeiten-Liturgie und der täglichen Messe, heißt das vormittags auf der Farm arbeiten, nachmittags Vorlesungen in Liturgie und Bibel mit Prior Julianus und natürlich selber das Essen mit zuzubereiten, Wäsche waschen – auf der Hand – die Zimmer und Räumlichkeiten im Gästehaus zu putzen. Dabei bleibt noch Zeit für abends Soccer zu schauen oder zum Kulturaustausch mit uns Mzungi. Bis auf die Vorlesungen am Nachmittag ist dies für eine Woche auch unser Tagesablauf: 6.30 Laudes mit anschl. Messe Frühstück in der Kommunität der Mönche und bis zum Mittagessen Arbeit auf der Farm – in der Küche (gelernt Ugali zu kochen), dem Weinberg, oder den Feldern. Kennst du die Panga? Unser Lieblingswerkzeug zum abschlagender Maiastengel und Ähnlichem. In dieser Region ist diese alltäglich. Begegnen uns doch schon kleine Kinder, die mit ihr vertraut sind, oder Frauen und selbst Männer die sie auf dem Kopf tragen. Apropos auf dem Kopf tragen, bei unseren Wanderungen am Nachmittag haben wir versucht es den Frau gleich zumachen und einmal das Brennholz oder bei der Arbeit die Maisfutterbündel auf dem Kopf zu tragen. Man wächst an seinen Herausforderungen. Die Vesper beten wir um 18.00 Uhr ehe es dann das Abendessen gibt und im Anschluss die Komplet, als letztes Gebet des Tages gebetet wird.
Wollten wir ursprünglich noch ein oder zwei Tage mit den "Friends of Usambara", wie vor 2 Jahren wandern gehen, so hat uns die Ruhe des regelmäßigen Tagesablaufs im Kloster und das nachmittäglichen ziellose Spazieren durch die Berge umgestimmt. Wir merken sofort, dass es überhaupt kein Problem ist, alleine auf Wanderschaft zu gehen. Die Menschen sind nett, grüßen uns und bevor wir Sakharin erwähnen, weiß schon jeder woher wir kommen und in welche Richtung unser zu Hause liegt. Einmal wurden wir auch ein ganzes Stück begleitet, damit wir uns auch ja nicht verlaufen. Aber verlaufen geht auch eigentlich gar nicht wirklich, manchmal verliert sich halt nur der Weg in Felder o.ä. und es ist Improvisation gefragt. Genau das gefällt uns und wir brechen in einem für uns doch langsamen Tempo auf und schauen was der Weg für uns bereit hält. Frei nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel!" Anfangs kommen wir auch gar nicht so weit, weil wir völlig fasziniert an jeder Pflanze stehen bleiben die wir nicht kennen und unser Fotoherz schlägt höher. Lange haben wir uns nicht mehr diese Zeit zum Entdecken genommen und haben auch einfach mal länger an einem Aussichtspunkt verweilt und wie die Maus Frederic alle Farben, die Sonnenstrahlen Eindrücke und Gedanken gesammelt, oder einfach nur meditiert.

Zu Fuß zu den Soni Wasserfällen sind wir an Barbaras Geburtstag nach dem Mittagessen aufgebrochen. Wir kennen die grobe Richtung, haben genug Wasser dabei und folgen den Pfaden, die uns den Weg weisen. Es geht wieder abenteuerlich durch Plantagen, an großen Bäumen und bunten Blumen vorbei. Wieder weisen uns die Einheimischen den Weg, diesmal sogar eine Abkürzung, wenn das mal gut geht. Hei, es war ein toller Weg und wieder hören wir aus Nah und Fern Mzungi, Mzungi. Schüler zeigen uns ihre Englischkenntnisse. "Hello!" - "How are You" - "Fine!" In Soni angekommen, waren wir beim 1. Blick auf die waterfalls entsetzt über die Vermüllung. Ein netter Straßenverkäufer erklärt uns dann, wo wir zu den Aussichtspunkten kommen. So laufen wir noch etwas der Straße entlang und erkunden bei der ersten Möglichkeit schon das Gelände. Hier sind wir fast alleine und klettern auch die Leiter hoch um noch einen besseren Blick von oben zu erhaschen. Dann gehen wir aber auch noch das letzte Stück weiter, bei einer Schule ist der Eingang zu einer gepflegten Anlage. Es kostet ein paar Schilling Eintritt, aber wir haben das Gefühl, dass es für eine gute Sache ist. Am späten Nachmittag sind noch ein paar Schüler da und wir gehen über das Gelände runter zum Wasserfall. Hier sind wir jetzt ganz alleine und sind verzaubert von den Schönheit dieses Ortes. Auf dem Rückweg hoch zur Soni Falls Pre and Primary School hören wir afrikanische Musik und suchen die Party. Diese entpuppt sich zur Chorprobe der Jerusalem church Soni Tansania. In der Kirche lauschen wir den gewaltigen Stimmen, tanzen ein bisschen mit und Barbara bekommt zum Abschluss ein Geburtstagsständchen auf Suaheli und Englisch geschenkt. Ihr Herz ist erfüllt und beseelt. Da die Zeit inzwischen fortgeschritten ist und wir die 7 km zurück nicht mehr im Hellen schaffen, nehmen wir ein Bodaboda. Ein abenteuerlicher Ritt über die Bergpisten und durch die Dorfstraßen beginnt und endet mit einer kleinen Fotosaison des Fahrers mit seiner außergewöhnlichen Kunden, die sofort in den Sozialmedia und vor dem Tor von Sakharani mit father Julianus, dem Prior geteilt werden. Hier bleibt auch nichts geheim. Bevor die Sonne untergeht haben wir noch eine Session mit unserer "roten Gitarre" und nehmen Abschied von unseren Lieblingsplätzen. Kwa heri bis zum nächsten Mal.