Der Alpe Adria Trail  war unser Ziel, er endet in Muggia.

02.10.2020
Nun liegt sie also vor uns, die wirklich aller letzte Etappe. Wir sind sehr gespannt und auch voller Vorfreude. Wir wollten eigentlich schon früh aufbrechen, damit wir den Weg genießen und noch Zeit in Muggia haben, bevor es mit der Fähre nach Triest geht. Doch, da die Bäckerei erst später öffnet, verzögert sich unser Aufbruch. Unsere Vermieterin bringt  uns frische Brötchen, eine große Portion köstlichen Schinken und ein Stück Käse, sowie Teilchen. Gut gestärkt und mit einem Lunchpaket ausgestattet, brechen wir für den Endspurt auf. Die ersten zwei Stunden gehen wir durch einen Wald, zunächst hinauf nach San Dorligo delle Valle und danach hinunter nach Stramare. Wir hören und riechen die nahegelegene Industrie. Hinzu kommt, dass der Wegrand  gesäumt ist von Klamotten, Schuhen, Rucksäcken und weiteren Utensilien. Das Ausmaß ist so auffallend, das wir schon überlegen, ob Diebe hier oben das "nutzlose Zeug" einfach entsorgen, oder Backpacker ausgeraubt werden. An einem Baum hat jemand eine ID Karte eines Pakistaners angeheftet. Später erfahren wir in Muggia, dass in den letzten Wochen viele Flüchtlinge hier über die grüne Grenze kommen und ihr Hab und Gut, incl. Ausweise wegwerfen und zur nächsten Polizeistation gehen, um Asyl zu beantragen. Was macht es für einen Sinn seine letzte Habe und seinen Identitätsnachweis einfach so zurück zu lassen? Kann jemand seine Identität einfach so hinter sich lassen? Alles, dass was einen Ausmacht? Wie verzweifelt muss man sein, wenn man alles wegwirft?    

Der weitere Weg zur Adria, die wir nur einmal kurz durch eine kleine Baumschneise unter einer grauen Wolkendecke zu sehen bekommen, ist nur noch ein Pflichtprogramm. Wo ist denn der schöne Weg von gestern hin? Es geht mehrere Kilometer durch ein Industriegebiet und an einer Autobahnauffahrt entlang. Selbst nach Muggia hinein laufen wir eine Landstraße und bekommen das Meer kaum zu sehen. Der Weg führt durch die Altstadt, vorbei an einer Kirche in Richtung Hafen. Am Alpe Adria Informationszentrum, welches wegen der Siesta hoch bis 16:00 Uhr geschlossen ist, endet am letzten Infopunkt - in Italien sind es Wanderer aus Cottonstuhl mit Informationen zu den Etappen und zum Ort - unser Trail und wir erhalten die 37te digitale Wandernadel auf der App des AAT.  Zu Hause werden wir mit der Post die letzte Urkunde erhalten.

Auf diesem letzten Stück des Weges blieb uns so genug Zeit, für einen ersten persönlichen Rückblick. Der Weg mit seinen vielen Facetten liegt hinter uns:    - den hohen Bergen vom Großglockner über die Nockberge, Kranjsga Gora,
   den Julischen Alpen und den Karst
 - die Kärntner Seen, die Drau, die Soca und die Wasserfälle
 - drei Länder mit ihren jeweiligen Kulturen, Traditionen und kulinarischen 
   Spezialitäten, sowie viele unterschiedliche Unterkünfte und Gastgeber 
- sowie sehr netten Wegbegleitern  ob nur für einige Stunden, Tage oder auch 
   Wochen 
- doch das Ende hier in Muggia fühlt sich so an als müsse noch was kommen. 

Als wir uns kurz orientieren, kommt auch Martin an, ein Österreichischer, den wir gestern auf der Etappe kennengelernt und mit dem wir zusammen ein Stück des Weges gegangen sind. Wir teilen die Enttäuschung über die letzte Etappe und vermissen den besonderen Reiz des Endes. Zunächst gehen wir zu dritt in den Hafen, machen noch einige Fotos und gönnen uns zur Feier des Tages ein großes italienisches Eis, immerhin das beste in den letzten drei Wochen, und einen Espresso. Nach der Verabschiedung von Martin besuchen wir das Infozentrum, wo wir mit einer Mitarbeiterin über unsere Erfahrungen und Eindrücken sprechen. Jedoch nur kurz, da es sich hierbei um eine allgemeine Touristeninformation handelt und schon die nächsten an der Türe warteten. Bevor wir um 18:05 Uhr die letzte Fähre (im Herbst) nach Triest nehmen, gehen wir zumindest mit den Füßen in' s Wasser, da es nur einen kleinen Kiesstrand gibt und die Sonne auch nicht mehr strahlen möchte. Wir schießen noch einige "Finisher-Fotos" und setzen dann über.