das goldene Dreieck Jaipur - Agra - Delhi
Jaipur, die Hauptstadt von Rajasthan erwartet uns heute mit dem Palast der Winde, der Pink City mit allen möglichen Basaren in den Arkaden der Wohn-häuser. Diese sind in den Straßenzügen geordnet für Kleidung, Silber-schmuck, die für Jaipur typische blaue Keramik, etc. Dies ist das einzige, was geordnet abläuft auf dem Basar. Jeder Händler versucht den Touristen in seinen Shop zu locken "Yes, Sir!", "Hello my friend!" "Have a look at this scarf mame!" Die Fußgänger sind noch anstrengender als die Fahrzeuge, da sie ohne Hupe einfach abbiegen, stehen bleiben, oder in einen reinlaufen. Berührungsängste darf man nicht haben. Lästig sind die Agenten der Shops die einen kumpelhaft in den Laden führen möchten, oder diskutieren, warum wir Europäer so unfreundlich sind und so oft "no thanks!" sagen. Sich im Shop hinzusetzen und zu schauen koste doch nichts. Im Übrigen haben wir doch so viel Geld, dass wir ihm etwas abkaufen könnten, egal ob wir es bauchen, oder nicht. Schließlich müsse er eine große Familie ernähren. Ach ja um die Preise feilschen, das ist spannend. Kostet das T- Shirt anfangs 550 INR kannst du es am Ende für 250 INR mitnehmen. Im Vergleich zu den kleinen Märkten in Pushkar oder Udaipur, wo neben dem Farbenspiel der bunten Stoffe auch die Exotik Indiens mit Gewürz-, Inzens- und Essengeruch in der Luft ist, strängt hier die Aufdringlichkeit der Händler, der Lärm der Straße und der unange-nehme Geruch nach Abgas und Urin an.
Wir finden irgendwie keinen Zugang zu der Stadt und da unsere Sinne so wenig positive Impulse bekommen, fällt es uns extrem schwer, über das Negative, was es in Indien überall gibt, hinweg zu sehen. Vielleicht ist an dieser Stelle ein offenes Wort angebracht. Ja, Indien ist schmutzig, es liegt verdammt viel Müll rum. Man wird überall angesprochen und soll die üblichen Fragen über Name, Wohnort, Reiseverlauf etc. beantworten. Oft mit dem Hintergrund, dass derjenige gerade ein tolles Angebot hat. Will man nicht unhöflich sein, kostet es Zeit und kann mitunter nerven. Für indische Männer ist es normal, einfach überall hinzuspucken und hinzupinkeln. Dementsprechend riecht es mancherorts nicht gut, oft wird auch das Abwasser einfach auf die Straße geleitet (ganz extrem in Jaisalmer) Dafür hängt an anderen Orten ein köstlicher Essensduft in der Luft oder es riecht nach Räucherstäbchen und Gewürzen. Auch der Lärmpegel ist nicht
zu verachten, vor allem das Hupen immer und überall strapaziert die Nerven.
Selbst auf den Basaren suchen sich Tuck Tucks und Motorräder laut hupend ihren Weg. Oft scheint es für uns keinen erkennbaren Grund zum Hupen zu geben. Doch was wäre Indien ohne die Tuck Tucks, sie gehören dazu. Ebenso wie die Frauen in ihren bunten Saris, den bunten Märkten und dem verdammt leckeren Essen. Es gibt jede Menge schöne, abwechslungsreiche Bauten zu bestaunen und teils wunderschöne Landschaften.
Doch schließlich finden wir auch in Jaipur einen Ort, der uns richtig gut
gefällt: die Tempelanlage in Galta, in einer malerischen Schlucht, die 5 km außerhalb der Stadt liegt. Unser Tuck Tuck Fahrer Lala wollte uns nicht nur in die Stadt, sondern auch unbedingt hierhin bringen. Im Nachhinein sind wir diesmal für die Geschäftstüchtigkeit unseres Fahrers dankbar. Die Tempel sind dem Sonnengott und dem Affengott Hanuman geweiht. Das Spiel der
Affen und die Motorradtour mit einem lokal student runter in das Tal war echt
toll. Eine Attraktion bilden die drei aus Quellen gespeisten Becken, die früher
den Pilgern für ihr Reinigungsritual dienten und heute von den Affen zum Baden genutzt werden.
Erkenntnis des Tages: Indien bietet viele extrem gegensätzliche Erfahrungen und ist kulturell etwas gewöhnungsbedürftig. Entweder man hasst es, oder man liebt es.
Das Hotel Pearl Palace ist eines der Besten unserer Tour. Ein großes, geschmackvoll eingerichtetes Zimmer mit großem, sauberen Bad dürfen wir beziehen. Die Mahlzeiten auf der Dachterrasse sind zwar etwas teurer, aber sehr reichhaltig und lecker. Wir genießen die Vielfalt des indischen Frühstücks mit Dosa, alu parata, und pulao, oder abends das Thali und kashmiri pulao. Das Abendessen ist mit einer indischen Livemusik untermalt. Nach jedem Essen wird ein kurzes Feedback erbeten. Insbesondere TripAdvisor ist sehr hoch im Kurs.
Neben dem Bezirk des Stadtpalastes, der teilweise recht heruntergekommen ist und uns nicht zusagt, stehen das Amber Fort und das Fort Jaigarh mit der größten Kanone der Welt auf dem Programm. Beide überzeugen uns nicht. Es ist extrem touristisch und die Menschen sind auch hier nur am schnellen Geschäft interessiert. Touristen zahlen fast immer das 5 bis 10fache, von dem was Einheimische zahlen. Bei der Frage nach dem Weg kommt im Amber fast immer die Antwort "Like to take an Elefant?" oder "Like to take a Jeb?" Ein angeblich staatlicher Guide textet einen zu und gibt irgendwann zu erkennen, dass er 300 INR haben möchte. Besser nicht "no thanks!" sagen, sondern einfach ignorieren. Zum Glück können wir zwischen den Forts ein Stück laufen. Langsam wird das viele Autofahren lang. Amber scheint aber die verbotene Stadt zu sei. Es ist nicht erlaubt auf Treppenstufen sitzend im Reiseführer zu lesen, auch nicht zu einem schönen Aussichtspunkt zum Fotografieren zu gehen und es scheint nicht erlaubt zu sein in Ruhe zu Fuß zum Amber Palast hoch zu gehen.
Erkenntnis des Tages - Ein freundliches "Nein danke!" gilt schon als
Einladung zum Handeln. Ein einfaches Ignorieren gilt nicht als unfreundliche
Abweisung, sondern soll signalisieren zwecklos, brauchst keine Zeit zu
verschwenden.
Agra - 5.45 Uhr klingelt der Wecker. Auf zum Taj Mahal um das Weltkulturerbe im Sonnenaufgang bewundern zu können. Unser Coral Guesthouse ist zum Glück nur 10 Minuten entfernt. Auf dem Weg bieten Guides ihre Dienste an. Der Eintritt ist mit 1300 INR incl. Besichtigung der Gräber im Inneren ein stolzer Preis. Einheimische zahlen nur 50 INR. Aber dafür ist das Fotografieren incl. und es gibt Schuhüberzieher und eine Flasche Wasser. Denn außer einer Kamera, der Geldbörse und dem Smartphone darf nichts mitgenommen werden. Es sind wenige Besucher dort zu dieser Morgenstunde. Vielleicht hat der Nebel abgeschreckt. Das Taj Mahal im Nebel hat was mystisches, wenn dann noch die Sonne aufgeht und dem ganzen Weiß einen zarten hellroten Schimmer verleiht, fühlt man sich wie einer Welt aus 1001 Nacht. Der Marmor mit teils pastellfarbenen grünen und braunen Intarsien, Koranschriften sowie die filigrane Ausschmückung im Inneren sind faszinierend. Ein Meisterwerk seiner Art und ein beliebtestes Fotomotiv. Kein Wunder, dass sich alle Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts sich haben auf der Marmorplatte vor dem Taj mit der Spiegelung des Mausoleums im Wasserlauf haben ablichten lassen. So haben wir das Licht der aufgehenden Sonne im Nebel auch genutzt. Von der angrenzenden Moschee aus kann das Taj Mahal mit seinen 4 Minaretten an den Ecken des Platzes, mit einer leichten Neigung zur Parkseite hin, damit sie bei einem Einsturz nicht das Taj zerstören, sehr schön
zum Sonnenaufgang fotografieren. Auf dem Sarkophag der Mumataz Mahal sind die 99 Namen Allahs eingeritzt.
Vielleicht hat das "Baby Mahal" - Mausoleum des Itim-ud-Daulah - erbaut 1622-1627 den Architekten und seine persischen und indischen Handwerker inspiriert. Dieses Mausoleum ist das erste Gebäude Indiens ist, welches ganz mit Marmor verkleidet wurde und gilt als schönstes Beispiel der Pietra-dura- Arbeiten. Es wird von wenigen Touristen besucht, ist aber neben dem Taj Mahal und dem roten Fort, welches seit Jahren nur teilweise besucht werden kann, ein sehr schönes Nationaldenkmal. Das Rote Fort von Agra, von dem aus man bei klarer Sicht das Taj sehen kann, bilden mit seinem roten Sand-stein einen krassen Gegensatz zu den beiden Mausoleen. Das innere des hinter den massiven Mauern ist mit seinen Gebäuden sehr vielseitig. Mit einem Spiegelsaal, der Audienz Halle, Frauengemächern der Konkubinen mit weißen Säulen und Steinen und einem roten, sandfarbenen Palast. Die Moscheen sind leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Die Perlen Moschee soll eine der schönsten Indiens sein.
Erkenntnis des Tages - der Frühaufsteher bekommt das schönste Licht geschenkt. Das kann auch der Nebel nicht trüben.
Abschied nehmen in Delhi und eingeladen bei Ashok zum echten Homestay, so wollen wir unseren letzten Tag in Rajasthan überschreiben. Unser zweiter Besuch in der Hauptstadt Indiens ist mit Bittoo als Reisebegleiter doch angenehmer als unsere ersten Erfahrungen vor 3 Wochen. Dies können auch die stärksten Regenfälle der letzten 25 Jahre nicht trüben. Wir besuchen noch den Lotus Tempel, das Humayun-Mausoleum, eines der schönsten Baudenkmäler der Mogulzeit. In diesem Grabmal verschmelzen erstmals die einheimischen Bautraditionen mit der Persischen. Das 1564 von der Witwe des Herrschers vollendete Bauwerk ist geprägt von dem Kontrast des Sandsteins und dem Marmor. Ein besonders spiritueller Ort ist die Tempelanlage Swaminarayan Akshardham. Der Besucher kann auf Grund von Terrordrohungen zwar nur unter höchsten Sicherungsvorkehrungen die erst am 6. November 2005 fertiggestellte Vision eines spirituellen Monumentes am Ufer des Yamuna als sozio-spirituellen Kraft- und Begegnungsort, der Frieden, Schönheit, Freude und Göttlichkeit verströmt.