Wir verabschieden uns von Cividale, haben genug Zeit nochmal bewusst durch die Gassen und über die Plätze zu schlendern, denn zum Einen ist die Etappe heute kurz, zum Anderen ist es noch früh und an einem Montag Morgen sehr wenig los. Gestern Morgen waren die Plätze und Restaurants gut besucht. Wir erfahren von einem Gast, dass die Stadt sich erst in den letzten Jahren wieder gemacht hat, sein Vater ist damals im Alter von 14 Jahren wegen Hunger geflohen, nun aber wieder zurück gekehrt. Über die Teufelsbrücke geht es wieder zur Stadt hinaus - arrivederci - schön war es hier. Wir nehmen die positive Stimmung mit auf den Weg, der von einigen als trist beschrieben wird. Ja, es geht viel auf der Straße lang, aber es fahren hier kaum Autos. Wir haben das Glück, für diese Strecke zu einer guten Jahreszeit unterwegs zu sein. Um uns herum werden fleißig die Trauben geerntet und wir haben viel zu schauen, so dass uns der Weg nicht langweilig erscheint. Wir lieben aber auch einfach die Weinberge. Die knorrigen Stämme mit ihren süßen Früchten und den sich langsam verfärbenden Blättern, auch bei uns zu Hause. Im Wechsel dazu stehen die Olivenbäume, die ebenso faszinierend sind . Das absolute Highlight war jedoch ein Kaki Baum am Weg, noch nie haben wir gesehen, wie diese leckeren Früchte wachsen. Einen Granatapfel Baum und eine Feige kannten wir schon, aber trotzdem schön anzuschauen. Kurz vor der slowenischen Grenze treffen wir an der Chiesa di S. Elena eine Frau vom Wörthersee, die den Trail von Faak bis hierher (knapp 200 km) mit einem kleinen Trailrunner Rucksack (ca. 3-4 kg), ohne großes Kartenmaterial in 4 Tagen gelaufen ist. Wenn sie Mal ein AAT Zeichen übersieht und sich verrennt, kehrt sie einfach um, oder sucht eine Alternative. Wo sie abends endet weiß sie morgens noch nicht, hat bisher noch immer ein Bett gefunden. Ein ganz anderer Weg, wie wir ihn gehen, ohne Planung im Voraus, mit großem Gottvertrauen und leichten Gepäck. Beneidenswert, wenn auch nicht unseres. Wir haben großen Respekt. Es zeigt wieder Mal sehr deutlich, dass der Weg total unterschiedlich wahrgenommen wird und das ist letztlich ja auch gut so. Wir haben zwei junge Frauen getroffen, von denen eine in Sandalen den Weg mit all den Hindernissen nach Castelmonte gegangen ist, oder auch Wanderer die von Cividale direkt nach Smartno durch gehen, da ihnen eine 14 km Etappe zu kurz ist. Vielleicht ist auch mancher Leser dabei, der sich sagt, dass alles unter 30 km am Tag doch okay sei, doch für unser Empfinden war es genug bis grenzwertig. Wir möchten einfach an dieser Stelle ein offenes Feedback geben, für alle, die den Weg vielleicht auch zu gehen planen.
Die letzten beiden Jahre waren eher " Genusswandern ". Schön, hier und da knackig, aber auch mal relaxt. Dieses Jahr sind wir sofort mit anspruchsvollen, langen Etappen gestartet, die manchmal für einen Trail mit großem Rucksack, dazu noch durch unwegsames Gelände, sehr lang waren. Als mentale Herausforderung kommt hinzu, dass jedes Teilstück rund 10 - 20 % länger ist, als im Wanderführer angegeben. - Denn wir hören oft, dass diese Problematik wohl bekannt sei, aber es würden, ja viel weniger Wanderer den Weg gehen, wären die Etappenlängen und Höhenmeter korrekt angeben. Über diese Ansicht lässt sich streiten, aber wir wollen es jetzt auch gut sein lassen. - Hatten wir im letzten Jahr noch die Möglichkeit, regelmäßig in den Kärntner See zu schwimmen, oder zum Relaxen im Hotel eine Sauna zu nutzen, bleibt uns in Zeiten von Corona, in denen die Wellnessbereiche geschlossen sind, nur das Dehnen und der kleine Massageball. Zum Glück haben wir für uns die nächste Etappe geteilt, so bleibt uns genügend Zeit zum Fotografieren, Genießen einiger besonderer Orte, oder zum Sammeln von Blumensamen für den heimischen Garten und zum Entspannen.
In Breg übernachten wir heute im Turisticna Kmetija Breg, eine liebevoll eingerichtete Unterkunft. Abends werden wir wieder lecker bekocht und schlafen sehr gut in der Abgeschiedenheit der Weinberge.