It' s a long, long, longer way to Trenta

13.09.2020
Von Kranjska Gora gehen wir frohgemut an den Jasna-Seen vorbei in den einzigen Nationalpark Sloweniens an der Pisnica entlang zur russischen Kapelle. Die Seen und der Fluss laden zum Verweilen und Fotografieren ein. Ich liebe es mit den Wasserspiegelungen zu spielen. Doch der Berg ruft. Es stehen noch 8 Stunden wandern mit einigen Überraschungen auf dem Programm. Die Pisnica weißt uns mit dem steinigen, teils trockenen Flussbett den Weg. Es geht gemütlich ohne wesentliche Steigungen voran.

Wir haben Glück, denn die kleine russische Kapelle ist geöffnet und ein netter älterer Herr erklärt uns etwas über die Gedenkstätte und das sogar auf deutsch. Nach dem ersten Weltkrieg haben russische Kriegsgefangene sie an der Passstraße gebaut, in Gedenken an die 300 Russen, die unter einer Schneelawine begraben wurden. Zieht man den Umweg über den Supermarkt und das Suchen nach dem Einstieg ab, sind wir noch gut in der Zeit, wir haben nur 10 Minuten länger als angegeben gebraucht. Ab jetzt wird der Weg anspruchsvoll, wir müssen bis rauf auf den Vrsic Pass und kreuzen dazu gelegentlich kurz die von den Gefangenen mühsam erbaute Passstraße. Meist geht es jedoch zum Glück durch schattigen Wald Berg an. Es gibt auch noch eine ansprechende Hütte auf dem Weg, wo ein guter Kaffee neue Energie gibt. Leider hatten wir schon unsere Brotzeit, denn das Essen sieht sehr gut aus. Wir sind mittlerweile so hoch, dass sich ein beeindruckendes Panorama vor uns auftut. Die wenigen Wolken verziehen sich dann auch komplett und die Berge sind so nah, dass der Anblick uns total fasziniert. Als wir schließlich den Pass erreichen, ist es bereits 3 Uhr und laut Buch haben wir erst gut die Hälfte geschafft. Das kann doch nicht stimmen, laut Fitnesstracker sind wir doch schon fast 15 km gelaufen. Wir rätseln, wie die Zeit, die zurückgelegten Kilometer und die Angabe im Buch zusammen passen. Zur Sicherheit kaufen wir noch einen Liter Wasser, falls es doch noch länger wird als erwartet. Der Weg führt uns nun steil über Schotter und Kies, über Wurzeln und Steine hinab bis in' s Quellgebiet der Soca. Als wir die 20 Kilometeranzeige der Garmin überschreiten, sind wir an einer beeindruckenden Flusspassage der Soca, wo mehrere Flussarme zusammen laufen. Ein kraftvoller und zugleich beruhigender Ort. Die müden Füße werden gekühlt und noch ein Schluck von dem frischen Bergwasser getrunken. Nach weiteren 30 Minuten gelangen wir zu einer Hütte von der aus es nochmal ins Quellgebiet abgeht. Aber das wird nun wirklich zu spät, wir haben mittlerweile 18 Uhr. Die Versuchung ist groß auf dem Parkplatz nach einer Mitfahrgelegenheit zu fragen. Aber so weit kann es nun wirklich nicht mehr sein, weiter geht's. Wir wandern schön an der Soca entlang, aber der Weg ist nach wie vor steil und steinig. Gegen 19 Uhr erreichen wir erneut die Straße und auch unsere Unterkunft, um Bescheid zu geben, dass wir auf dem Weg sind. Google gibt weitere 50 Minuten entlang der Straße an. Wir haben keine Ahnung was da los ist. Der Weg scheint nicht enden zu wollen und irgendwann verliert sich auch der Blick für die Naturschönheit. Da wir nicht der Straße, sondern weiter dem Trail gefolgt sind, wird es noch länger und schließlich beginnt es zu dämmern. Gegen 20 Uhr erreichen wir das lang ersehnte Ziel. Die Uhr hat bei 29 km aufgehört zu zählen. Der Wirt fragte treffender Weise, was passiert sei? Ja das wüssten wir auch nur zu gerne.

Eigentlich gibt es sonntags kein Essen und wir haben in Gedanken schon unsere mageren Vorräte aus dem Rucksack aufgeteilt. Doch die Wirtin serviert uns dann noch eine Kürbis Suppe und kocht um 20.30 Uhr für mich das bisher leckerste Lammfleisch, das ich je gegessen habe. Wir sind mehr als dankbar dafür! Auf dem Hof wird das Gemüse selbst angebaut und auch beim Frühstück dürfen wir die köstlichen Produkte genießen. Das Pri Pajeru können wir zu 100% weiterempfehlen. Übrigens war die Wirtin schon im deutschen TV - "Wunderschön".