Am Fuße des "liegenden Indianers" - von Dreznica nach Tolmin

17.09.2020
Die heutige Etappe führt uns in den ersten zweieinhalb Stunden auf 4,5 km 680 hm hinauf zur Italienischen Kapelle auf der Planica (1220 m). Kurz vor dem Anstieg, der regelmäßig steil durch den Waldrand hinauf führt, entdecken wir zum Start in den Tag einen weiteren faszinierenden Wasserfall, den Slap Sopot. Zum kurzen Krafttanken und Seele baumeln lassen ist dies ein guter Ort, mit Lichtspielen der zarten  Morgensonne im Wasser und dem 

beruhigen Strom des Falls in den kleinen See. Doch genug der Meditation. Die nächsten Stunde machen wir es wie Beppo Straßenkehrer - Schritt, Stock, Atemzug. Langsam folgen wir dem steilen Weg durch Hohlwege mit kurzen Ausblicken in das Tal und auf den Krn - wegen seiner Form auch "liegender Indianer" genannt - zur Italienischen Kapelle, die sich ganz in weiß mit einem Bronzeadler über dem Eingang von den Felsen und den Bäumen absetzt. Im 1. Weltkrieg wurde sie von italienischen Soldaten nahe der Frontlinie erbaut. In beiden Weltkriegen war diese Gegend Sloweniens eine strategisch hart umkämpfte Region mit vielen Toten, Zerstörung ganzer Städte und Evakuierung ganzer Dörfer für Militärzwecke. Daher gibt es heute entlang der Erinnerungsstätten dieser Gräuel einen Weg des Friedens. Nicht nur in den letzten Tagen ist mir wieder bewusst geworden, wie dankbar und glücklich wir sein können, ohne Kriegs- und Terrorerfahrung aufgewachsen und leben zu dürfen. Ein hohes Gut, das wir schützen müssen.

Ab dem Gotteshaus führt uns der Weg bergab über steinige Wege, saftig grüne Almen mit Kühen, und einem Jauseplatz mit Blick auf einen weiteren Slap, der in zwei Strömen in das Tal fällt.

 Leider haben wir einen Abzweig verpasst und es zu spät bemerkt, was auf einem Alternative über den Juliana Weg, ein kleines Stück an der Soca vorbei, ca. 2-3 km Umweg bedeutet. Die letzten Kilometer bis Tolmin, der größten Stadt im Soca Tal, wo sich die Soca und Tolminca vereinen, schleppen wir die müden Beine zum Hotel Dvorec. Eine Dusche und ein gutes Essen mit einem kalten Radler wecken die müden Glieder nur kurz, früh fallen wir in einen tiefen Schlaf.