Pilgerweg zur Abtei von Castelmonte, mit vielen zu überwindenden Schwellen - Tribil nach Cividale

20.09.2020

Heute wandern wir durch das Valle di Natione auf dem Höhenweg 757 entlang der Hügelkette durch einsame Bergdörfer und über grüne Wiesenflächen mit beeindruckenden Panoramablicken. Auf einer Weidefläche kommen direkt 2 Pferde angelaufen, um uns zu begrüßen, ganz zutraulich lassen sie sich streicheln.  Der Pilgerweg zum ältesten Pilgerort Norditaliens Santuario Beata Vergine di Castelmonte, wird im Reiseführer als technisch anspruchslos, aber wegen seiner Länge nicht zu unterschätzen, beschrieben. Auf unserem heutigen Trail wird der Weg unser Ziel sein. (angegeben mit 24,8 km auf 7.15 h mit 550 hm Aufstieg & 1050 hm Abstieg). Dieser Weg lässt sich zunächst im warmen Lichtspiel der Morgensonne im Blätterwald angenehm angehen, wird jedoch im Laufe des Vormittags ein steiniger werden. Wir müssen über umgestürzte, mannshohe Bäume klettern, was für Barbara mit Rucksack auf dem Rücken gar nicht geht. Zu hoch ist die Schwelle. Andere, dünnere Stämme sind zu unterschreiten, die für mich viel zu niedrig liegen, dass ich eine Umgehung suchen muss. An manchen Stellen ist er so steil, dass wir den Weg kreuzen müssen, oder so feucht, dass wir Umwege nehmen.

Dieser "Pilgerweg" erinnert an manche Wege im Leben, dort gibt es ebenso viele Schwellen, die wir bewusst, oder unbewusst überschreiten. Die Türschwelle in das erste eigene Haus, oder an einen neuen Arbeitsplatz, aber auch über die Schwelle in neue Lebensabschnitte. Der Weg ist nicht immer gerade. Manchmal hilft es inne zu halten, die Perspektive zu wechseln, oder einen neuen Weg zu beschreiten.
Nach all diesen Hindernissen erreichen wir zwei Kapellen, San Giovanni und San Nicolo. Insgesamt gibt es in der Region 30 Votivapellen, die von der spirituellen Bedeutung des Pilgerns um Castelmonte Zeugnis geben. Einige haben historische Bezüge zu den Kriegsereignissen des vergangenen Jahrhunderts. 

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Wallfahrtsort, der recht ausgestorben wirkt. Wären wir 11 Tage früher auf dem Trail gewesen, hätten wir den Hauptpilgertag, den 8. September erlebt. Wir genießen etwas die Ruhe dieses spirituellen Ortes und tanken etwas Kraft für den weiteren Weg. Dieser geht zwar über Asphalt und Schotter fast nur bergab, zieht sich aber über fast 17 km sehr lang bis Cividale del Friuli. Eine schöne italienische kleine Stadt, deren wechselnde Geschichte bis in die Zeit Julius Cäsar reicht. Schon als wir über die Teufelsbrücke den Stadtkern betreten, gefällt uns diese italienische Kleinstadt sehr. Wir sind froh, dass wir hier unseren 2. Ruhetag und somit genug Zeit haben, uns durch die kleinen Gassen treiben zu lassen. Wir genießen la Dolce Vita u.a. mit dem für diese Region typischen Gebäck Gubana, eine Hefeteig Schnecke mit süßer Füllung und natürlich Gelati mit Espresso auf der Piazza in der Sonne. Da wir nur Frühstück gebucht haben, können wir auch am Abend noch mehr regionale Köstlichkeiten probieren. Es gibt Frico con Patato mit Polenta. Ein sehr leckeres Gericht, bei dem Kartoffel in Käse mit Käse in Käse im Öl überbacken werden.